Poesie und Literatur aus Chile und Südamerika

Montag, 6. Oktober 2008


DIE HEIRRAT DER WÄNDE

Es ist Anfang des Frühlings in Chile. Santiago wo ich wohne liegt in der Mitte des langen Landes. Es gibt hohe Selbstmordraten im Frühling und fast war ich selber ein Selbstmörder. Ich ging herum in meinem Laberinth und spielte dem Mond ein Buch entgegen und der nahm es un folgte dem Fluss abwärts zum Meer. Manchmal wünschte ich eine Begleitung die mir helfe meinen Schatten zu tragen. Der Frühling meines Exils, der Frühling meiner bösen Begleiter und die Nester an denen die Gespenster anklopfen. Eine wunde Wolke hängt am Himmel. Mein Freund Rodrigo ist jetzt Hare Krishna, meine Freundin Magdalena unterhält
sich mit einem toten Freund, Miguel Angel ist telepatisch wie ein Bienenstock.
Vier Nachbarn ziehen weg, ein neuer Atem ist in de Bäumen. Manchmal, wenn am Abend der Stern erscheint, dann ist die Wiederauferstehung meiner Gedichte. Ich gehe hindurch durch die Nacht, ein Hellseher begegnet mir auf dem Weg und zeigt mir die Stimmen seiner Vorfahren. Meine Mutter geht fischen auf dem Klo, ein Indianer gräbt die Liebe aus. Am Donnerstag werde ich das Buch von Katalina Gonzalez vorstellen. Es ist ein schönes Mädchen. Sie ist 18 Jahre alt. Sie wohnt im Zentrum. Am Mitwoch gehe ich ins Kino mit Delia. Am Freitag feiere ich meinen Geburtstag. Am Sonntag fahre ich in den Süden, nach Valdivia. Man muss viele Sachen machen bevor man stirbt. Zum Beispiel den Film Matrix als Metapher entlarven. Oder mann muss das Gehirn von Bush ausgraben. Oder die Wahlen versuchen zu verstehen. Oder fragen wo es ein Exemplar der „Gesänge des Maldoror“ zu kaufen gibt.
Oder die französiche Dichtkunst studieren. Oder Fischen gehen. Der Frühlinf meines Exils. Die Mörder haben mich nicht ermordet. Die Hellseher haben mich gesehen, die Fischer haben mich gefischt, die Bauarbeiter haben mich aufgebaut, die Ärtze mich aus den Augen verlohren. Ich finde es nett wenn der Tod nicht alzu streng ist mit mir. Ich atme, ich denke an meinen toten Grossvater, ich sehe ein politisches Netz im Himmel, ich schreibe mich zurecht. Am Abend denke ich an den Morgen, am Morgen denke ich an den Abend...ich bin vernetzt im Haus der Spinne, ich vergleiche den toten Hintergrund der Dinge, ich verflechte die Messer im Schatten des Ereignisses, leicht wie eine Schnecke die eine Fabrik heraukriecht und dann in ein grosses Rohr springt. Heute las ich Antonin Artaud und ihm ging es immer schlecht, er war trozdem ein Hellseher und rauchte Opium vor dem offenen Fenster und sah dem Tod zu.
Ich bewege mich zwischen zwei Feuern, beweglich wie ein Spielzeug, besessen wie eine aktive Schehre die sich im Wasser ein Herz erfindet. Verschleierte Dichter kommen auf die Küche zu und lecken sich an meinem Gedicht verrückt soweit es Breton gestattet. Aber ich heirate alle Wände und bin glücklich.